Wer ist schon ein Fan von Nadeln – ich sicherlich nicht, aber dennoch habe ich mir gleich zu Anfang der Schwangerschaft Akkupunkturnadeln zur Linderung der Übelkeit in mein Ohr stechen lassen. Ich hatte mir sofortige Linderung erhofft, wurde jedoch enttäuscht. Es schien mir gar nicht zu helfen und ich verlor ein wenig meinen Glauben an die TCM (Traditionelle Chinesische Medizin). Doch ich sollte während meiner Schwangerschaft noch öfter gepikst werden und dieses Mal spürte ich tatsächlich die Hilfe und Erleichterung, die mir von meiner Hebamme prophezeit worden waren.
Ich mag keine Spritzen! Mir widerstrebt die Vorstellung, dass etwas unter meine Haut gequetscht wird, obwohl es da nicht hingehört. Dennoch gehe ich tapfer zu allen Impfungen und habe seltsamerweise auch absolut kein Problem damit, Blut abgenommen zu bekommen. Meine Hebamme versicherte mir damals, dass sich keinerlei Medizin auf den Akkupunkturnadeln befindet und das erleichterte mir die Entscheidung, dieser Behandlung zuzustimmen.
Es gibt 361 Akkupunkturpunkte im Körper. Der Körper hat laut TCM zwölf Hauptbahnen, die Meridiane genannt werden. Wenn der Energiefluss auf diesen Bahnen gestört ist, fühlt man sich schlecht, hat Schmerzen etc. Die Akkupunkturnadeln reizen gezielte Punkte auf diesen Bahnen und helfen so, das natürliche Gleichgewicht der so genannten Lebensenergie wiederherzustellen, was somit Linderung schafft. Mittlerweile gibt es unzählige Studien und alle sind sich einig, dass TCM tatsächlich positiven Einfluss auf den Körper ausübt und im Falle einer Schwangerschaft und bei korrekter Anwendung absolut keine schädigende Auswirkung auf das Baby hat.
Ich wurde während meiner Schwangerschaft meistens in den Füßen akkupunktiert. Es kostete mich jedes Mal Überwindung, nicht nervös herum zu zappeln und meine Panik zu verstecken, aber ich spürte immer, dass es mir danach besser ging. Einmal wurde ich sogar in den Unterbauch gestochen und ich machte mir natürlich Gedanken darüber, ob die Nadel, die zugegebenermaßen zwar sehr dünn aber doch auch sehr lang aussieht, nicht doch meine Fruchtblase trifft. War natürlich totaler Unsinn, aber als Mutter darf man auch mal irrationale Gedanken haben.
Meine Krankenkasse übernahm die Kosten für die Akkupunktur durch die Hebamme und so bekam ich Hilfe gegen Übelkeit, Rückenschmerzen, Wassereinlagerungen und ab der 36ten Schwangerschaftswoche bereiteten die Nadeln sogar die Vorreifungsphase meines Muttermundes vor. Klang für mich immer sehr weit hergeholt, aber offensichtlich hat es mir und meinem Baby richtig gut getan. Meine Rückenschmerzen wurden absolut erträglich, meine Wassereinlagerungen waren so gut wie nicht der Rede wert und nach nur 6 Stunden war Babykeks geboren gewesen. Ob dies alles Glück war oder mir die regelmäßigen Akkupunktursitzungen geholfen haben, muss jeder für sich selbst entscheiden. Aber eine Sache weiß ich sicher: Obwohl mich das Zulassen des Akkupunktierens immer Überwindung gekostet hat, werde ich bei einer zweiten Schwangerschaft denselben piksenden Weg gehen, wie bei der ersten.
Das Vertrauen in meine Hebamme hat natürlich einen großen Teil dazu beigetragen, dass ich das Stechen der Nadeln über mich ergehen ließ. Ich atmete scharf, auf ihre Anweisung hin, ein und so spürte ich das Eindringen in die Haut so gut wie gar nicht. Das prickelnde Gefühl, wenn die Nadel den korrekten Punkt trifft, empfand ich sogar als recht angenehm. Und in den zwanzig Minuten, in denen ich ruhig da lag und die – nun wieder richtig geleitete Energie – auf mich wirken ließ, waren eine entspannende Erholungspause, in der ich las oder mich ganz auf mein Söhnchen konzentrieren konnte.
Babykeks und mir hat die Akkupunktur gut getan und ich bin nun auch gar nicht mehr abgeneigt auch im nicht schwangeren Zustand, Hilfe für meine Meridiane anzunehmen 😉
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