Kürzlich war Babykeks das letzte Kind, das aus dem Kindergarten abgeholt wurde. Bis zur Schließzeit wären es noch 35 Minuten gewesen, aber dennoch schaut er mir grimmig entgegen, als ich freudig strahlend den Gruppenraum betrete.
Sofort will sich ein schlechtes Gewissen bei mir einschleichen, welches ich jedoch vehement niederkämpfe. Was habe ich denn für eine Wahl? Sobald Oma und Opa aus den Ferien zurück sind, wird er sowieso wieder viel früher abgeholt.
Ich helfe ihm noch dabei, sein Puzzle fertig zu legen, und weiß genau, dass er mich am liebsten umarmen würde, aber schwer damit beschäftigt ist, „pampig“ auf mich zu sein, weil ich heute soooo spät gekommen bin.
Als das Puzzle fertig ist, rennt er strahlend zum Kleiderhaken und vergisst vor lauter Vorfreude sogar, sich von seinen Erzieherinnen zu verabschieden. Im Auto habe ich eine Überraschung für ihn! Zwei Schokobons warten auf ihre Vertilgung und ein bisschen Apfelsaftschorle steht im Getränkehalter auch schon bereit.
Ein bisschen darf man schließlich sein Kind verwöhnen, wenn es von neun bis halb fünf einen „schweren“ Kindergartentag hinter sich hat. Was es zum Mittagessen gab, weiß Babykeks nicht mehr, aber dafür findet er die schokoladige Überraschung super.
Zuhause mag er heute erst mal seine Ruhe haben und verzieht sich für zwanzig Minuten in sein Zimmer, um dort ganz alleine mit seinen Spielsachen zu spielen. Ich nutze die Zeit, um ein wenig Ordnung zu Hause zu schaffen.
Endlich ist Babykeks wirklich „angekommen“. Er rennt auf mich zu, küsst und umarmt mich und fragt mich Löcher in den Bauch. Er hat gute Laune und ich wünschte, ich müsste heute nicht nochmal Unterrichten gehen und einfach bei ihm bleiben könnte, bis zur Schlafenszeit.
Der Liebste ruft mit traurigem Tonfall an und lässt uns wissen, dass er nicht nach Hause kommen kann, weil es so viel Arbeit gibt. Keksilein ist enttäuscht und mir rutscht das Herz in die Hose, denn wer passt auf Babykeks auf, während ich Pilates unterrichte?
Ein panisches Telefonat mit meinem Schwesterherz, der Patentante, später, hat sich mein Herzschlag wieder beruhigt. Obwohl sie gerade im Umzugsstress steckt, kommt sie vorbei und bleibt bei Keksilein. Ich habe ein schlechtes Gewissen, weil sie so viel zu tun hat und weil Babykeks schon wieder von seiner Routine weggerissen wird.
Jetzt kann ich nicht mehr mit Babykeks spielen, denn ich bereite das Abendessen vor. Wenn meine Schwester schon zum Notfall-Sitten kommt, dann sollte sie zumindest auch etwas zu essen bekommen. Der Plan sieht vor, dass sie mit Keksilein isst, ihn bettfertig macht und solange beschäftigt, bis ich wieder zurück bin.
Pünktlich steht die Retterin vor der Tür und ich verabschiede mich schweren Herzens von Sohnemann, der sehr begeistert ist, mit seiner Patentante Zeit zu verbringen.
Mein Unterricht verläuft wie immer reibungslos. Die Frauen sind voller Tatendrang, wir erzählen zwischen den Übungen ein wenig Privates und verlassen eine Stunde später den Trainingsaal mit angenehm prickelnden Muskeln und einer ganzen Menge mehr Endorphinen im Blut.
Zu Hause warten die Beiden schon auf mich. Babykeks hat ein (für sein Alter) sehr beeindruckendes Menschenbild gemalt und macht einen äußerst zufriedenen Eindruck. Ich setze mich zu ihnen ins Kinderzimmer und schaue noch ein wenig zu, wie sie ihr gemeinsames Spiel beenden.
Dann verabschiedet sich unsere Retterin und Babykeks hüpft in meine Arme. Wir fallen auf sein Bett und ich stecke ihn in seinen Schlafsack. Wir verabschieden uns von Nana und während sie sich auf den Heimweg macht, singe ich Babykeks sein Schlaflied vor.
Er ist so müde, dass er schon schläft, als ich die letzten Zeilen singe. Leise gehe ich aus dem Zimmer und setze mich alleine ins Wohnzimmer. Ich esse zu Abend, surfe dabei im Internet und freue mich auf die Wochentage, an denen ich nicht zur Arbeit gehen muss und meinen Babykeks länger als knappe drei Stunden am Tag sehen kann.
Kindergarten und Arbeit mögen ein „gutes Team“ sein, wenn es da nicht noch mein Herz gäbe, dem dieses Arrangement einfach nicht gefällt.
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Mir zerreißt es immer das Herz, wenn ich es nicht pünktlich in die Krippe schaffe, um meinen Räuber abzuholen. Zumal er es mir manchmal einfach schon übel nimmt, dass ich ihn überhaupt dort abliefere. Obwohl es seit einigen Wochen ganz gut klappt, gibt es einfach einige Tage, an denen die dicken Krokodilstränen über die Wangen kullern, wenn ich ihn der Erzieherin übergebe. Natürlich will man als Vollblutmama immer bei dem eigenen Kind sein, doch das geht nicht. Ich kann nur zu gut verstehen, dass sich bei dir hin und wieder das schlechte Gewissen einschleicht. Bei mir ist es nicht anders, doch ich weiß auch, dass es einfach ganz vielen Mamis so geht und wenn ich ehrlich bin, beruhigt mich das ein wenig.
Liebe Dima,
heute habe ich keine lange Antwort für dich, denn als ich mit Lesen fertig war musste ich einfach einmal ganz tief seufzen… ich glaube, du weißt was ich meine…
wissende Grüße
Sabrina