Mein Liebster ist ein berufstätiger Vater!

 

In der Nacht, als Babykeks geboren wurde, hatte er, bis meine Fruchtblase geplatzt ist, an seiner Dissertation geschrieben, weil er fertig werden wollte, wenn sein Sohn auf die Welt kommt, um für uns da sein zu können.

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Er schlief (im Gegensatz zu mir) fast 48 Stunden nicht eine einzige Minute, um keinen Augenblick zu verpassen! In der ersten Woche, als wir Babykeks mit nach Hause nahmen, musste er arbeiten gehen und das fiel ihm unglaublich schwer. Dann traf er eine ganz wunderbare Entscheidung: Er beantragte 10 Monate Elternzeit.

 

Diese Entscheidung traf auf die unterschiedlichsten Reaktionen: Von Verständnislosigkeit über Überraschung, sogar Neid und leider nur sehr wenig Anerkennung oder gar Freude.

 

Dennoch setzte ihm niemand die sprichwörtliche Pistole auf die Brust, bis spätestens „dann“ wieder 100% einsatzbereit zu sein, wie es den meisten Frauen leider oft in ihren Berufen ergeht.

 

Ich ging nach 4 Monaten wieder einige Stunden in der Woche arbeiten. Aber da ich vollstillte, musste mein Liebster mit Babykeks immer mitkommen, damit ich ihn in den Pausen anlegen konnte. Er fand das nicht anstrengend und unternahm wunderbare Dinge mit unserem Baby, während ich unterrichtete.

 

In der PEKiP-Gruppe dauerte es  ganze sechs Wochen, bis sich eine der Mütter „endlich traute“, zu fragen, ob er denn nichts arbeiten würde und warum er so viel Zeit für seinen Sohn hätte…

 

Nach diesen einzigartigen zehn Monaten rollte die Arbeitswelt wie eine Walze über unsere kleine Familie. Babykeks wurde nun zusätzlich von meiner Mutter betreut, wenn wir arbeiten waren, und all die liebgewonnene Routine war von einem auf den anderen Tag fort.

 

Heute hat mein Mann keine Freizeit mehr. Er arbeitet sehr viel und sehr lange und leidet darunter, seinen Sohn manchmal mehrere Tage am Stück nicht persönlich sehen zu können. Wir behelfen uns mit Internet-Bild-Telefonie, wenn er auf Reisen ist, oder Anrufen, bevor Babykeks zu Bett geht, wenn er nicht von der Arbeit weg kann.

 

So oft es möglich ist, verbringen wir zumindest das Frühstück gemeinsam und natürlich sind uns unsere Wochenenden heilig. Doch am Wochenende möchten auch Verwandte und Freunde nicht vergessen werden und so hat es sich eingespielt, dass es für meinen Liebsten kaum eine Stunde Zeit in der Woche gibt, die ihm ganz alleine gehört. Er beschwert sich NIE darüber!

 

Sobald er zu Hause ist, hängt Babykeks an ihm und lässt ihn keine Sekunde mehr „alleine“. Vielleicht liegt es daran, dass die Beiden eine so innige Beziehung führen konnten in der wichtigen Zeit der Prägungsphase – ich weiß es wirklich nicht, aber ich sehe, wie sehr die Beiden sich lieben und wie schwer es für sie ist, nicht so viel Zeit miteinander verbringen zu können, wie sie gerne möchten.

 

Kürzlich hat mir mein Liebster von einem Gespräch mit einem Kollegen erzählt. Dieser ist kinderlos und beschwerte sich, zu wenig Zeit für sich zu haben. Da wurde dem Liebsten und mir bewusst, dass er tatsächlich keine Zeit für sich hat. Entweder er arbeitet oder er erledigt wichtige Dinge für unsere Familie(n) oder verbringt seine Zeit mit mir und/oder Babykeks.

 

Ich persönlich mag den Begriff „Work-Life-Balance“ absolut nicht, aber wenn man den Grundgedanken dahinter aufgreift, wird eines deutlich:

Mein Liebster ist ein berufstätiger Vater und niemand, der ihn kennt und weiß, was er alles leistet, käme in den Sinn, dass hinter dieser Art des Lebens eine „Arbeit-Leben-Balance“ stecken könnte, denn von Balance im überspitzen Sinne 50:50 ist er (wie die meisten Eltern) sehr weit entfernt.

Dennoch sind wir sehr glücklich mit unserem Leben. Ich weiß absolut zu schätzen, was er für uns tut und wie viel er unserer wunderbaren Familie „opfert“.

 

Umso unglaublicher erscheinen mir manchmal die Geschichten, die man häufig im Internet oder der Presse liest, wie wenig Zeit Väter für sich haben, nur um dann einen Vater präsentiert zu bekommen, dessen Aussehen darauf schließen lässt, dass er mehrmals wöchentlich im Fitnessstudio trainieren kann und genug Kumpels trifft, die ihm sagen, wie sehr er sich verändert, seit das Baby da ist.

Man könnte sagen, das einzige Hobby meines Mannes ist: unsere Familie.

 

Er arbeitet viel, um uns ein schönes Leben zu ermöglichen, und wenn wir unsere gesetzten Ziele in der Zukunft verwirklichen können, dann nur, weil er dies alles möglich macht. Darum käme ich niemals auf die Idee, ihm noch zusätzlich ein schlechtes Gewissen einzureden, wenn er erst gegen Elf von der Arbeit nach Hause kommt.

 

Wie alles im Leben ist auch dies eine Sache der Einstellung. Unser Leben könnte von Ärger und Missgunst über diese Situation geprägt sein, aber das möchten wir nicht zulassen. Die Zeit, die wir gemeinsam verbringen, wiegt unglaublich viel wieder auf und eine Sache ist uns deutlich bewusst:

Genau wie bei den Kindern ist auch dies „nur eine Phase“ 😉

 

Gibt es auch einen berufstätigen Vater in eurem Leben? Wie sieht euer Zeitmanagement aus?

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Sabrina

... wurde Anfang der 80iger Jahre in der schönen Pfalz geboren, wo sie auch heute noch mit ihrem Liebsten und ihren beiden Jungs (*2009 & *2014) wohnt.
Sie hat ihr Hobby Ballett zum Beruf gemacht und lebt als Tanzpädagogin ihre Leidenschaft.
Mit Leib und Seele ist Sabrina Bloggerin und nimmt ihre Leser gerne ein Stück mit auf ihrer Reise als Mutter, engagierte Freiberuflerin und ambitionierte Frau.

2 KommentareHinterlasse einen Kommentar

  • Ein wirklich interessanter Artikel. Über ein ähnliches Thema habe ich auch schon lange schreiben wollen. Es ist auf jeden Fall immer lustig, wenn sich Kollegen oder Freunde beschweren, wie wenig Zeit sie für sich und ihre Hobbies hätten. Da bin ich echt immer fassungslos.

    Obwohl ich nun nicht soviel arbeite, wie dein Mann (im Schnitt sind es wohl so 43-46 Stunden die Woche, d.h. mit Arbeitsweg bin ich täglich auch ca. 11 Stunden außer Haus), bleibt aus Arbeit, Kindern und Haushalt auch nicht viel Zeit übrig – und die verbringe ich dann meist mit schnell mal Bloggen oder eine Serie schauen, weil man das eben gut zwischenrein schieben kann.

    Wirklich außer Haus bin ich da selten – und schon gar nicht alleine, aber das ist ja auch gut so, denn wofür hat man schließlich seine Familie? 🙂

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