Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich mir Zeit “stehle”. Wenn der Liebste bei der Arbeit ist, Babykeks im Kindergarten und ich zu Hause, dann überkommt mich hin und wieder das Gefühl, dass ich es doch gut habe und eigentlich nicht “gestresst” sein dürfte, wenn die beiden wieder bei mir sind. Ich halte den Haushalt sauber und ordentlich (auch wenn es hin und wieder zum Rückstau kommt), ich erledige Einkäufe, die ich alleine tragen kann, blogge, bereite meinen Unterricht vor und bin natürlich auch ab den Nachmittagen arbeiten.
Aber manchmal habe ich irgendwie überhaupt keinen Antrieb, da türmt sich das Geschirr in der Küche, die Wäsche im Bad und im Kühlschrank lässt sich kaum mehr etwas Frisches finden und dennoch tue ich Dinge, die eigentlich hätten warten können.
Das schlechte Gewissen ist dann natürlich vorprogrammiert, obwohl ich eigentlich weiß, warum das so ist. Manchmal muss ich schlichtweg aus dieser Routine ausbrechen. Ich ertrage das Gefühl nicht länger, nachdem ich Babykeks in den KiGa gebracht habe, in unsere vier Wände zurückzukehren, nur um dort immer und immer wieder dieselben Handgriffe zu erledigen.
Dann rebelliere ich gegen das Geschirr auf dem Küchentisch und laufe zehn Mal daran vorbei, ohne es eines einzigen bewussten Blickes zu würdigen. Ich habe dann auch keine Lust, die Sofadecken wieder auszuschütteln und hübsch hinzulegen, ich mag auch nicht die Spielsachen, die sehr unvorteilhaft im Flur liegen, wegräumen.
An solchen Tagen stehle ich mir dann Zeit. Zeit, die ich dann wieder “einholen” muss, wenn ich eigentlich mit Babykeks und dem Liebsten “spielen” könnte. Dann habe ich plötzlich ein schlechtes Gewissen und mir wird bewusst, warum ich mich sonst immer dazu aufraffe, alles eben doch dann zu machen, wenn ich alleine bin.
Selbstverständlich ist mir auch deutlich vor Augen, dass es in Ordnung ist, sich auch mal Zeit für sich alleine zu nehmen. Denn genau das steht jedem zu, ganz gleich ob “Working-Mom” oder nicht. Aber leider möchte sich dieses Gefühl, “ein grauer Herr” zu sein, einfach nicht von meiner Vernunft beseitigen lassen.
Es geht mir gut. Mein Liebster hat noch niemals auch nur eine einzige Silbe verloren, wenn er nach seinem Arbeitstag heim kam und waghalsige Verrenkungen in Kauf nehmen muss, um Babykeks’ Spielsachen auszuweichen um ins Wohnzimmer zu gelangen; und das, obwohl doch mein freier Tag war. Er holt auch stets bestelltes Abendessen ab, wenn ich ihn anrufe, anweise und wissen lasse, dass ich nichts gekocht habe, und er darum etwas mitbringen muss.
Babykeks ist erst vier Jahre alt. Ihm ist es völlig schnuppe, ob es zu Hause ordentlich ist oder nicht und sind wir ehrlich, wenn der kleine Kerl eine Wollmaus findet, freut er sich ein Loch in den Bauch und mag sie kaum mehr hergeben.
Solch ein Glück habe ich mit meinen beiden Männern. Warum mag sich dann dieser Gedanke, dass ich ihnen Zeit “stehle” nicht endlich aus meinem Denken verabschieden?
Gehört dies eventuell auch in die Kategorie “Eltern-Phänomen?”. Wie ist das bei euch so?
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