Selbstverständlich ist eine Schwangerschaft keine Krankheit. Dennoch habe ich die Erfahrung gemacht, dass man häufig in unangebrachten Situationen wie eine Kranke behandelt wird oder tatsächlich auftretende Beschwerden und Krankheiten mit einem Augenrollen, Abwinken oder unangemessenen Kommentar abgetan werden.

 

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Der Satz: >>Du wolltest doch ein Kind bekommen.<< begegnet einem auffallend häufig, wenn man eine ehrliche Antwort auf die Frage nach dem Befinden gibt.

 

Die Übelkeit ist grausam! Das möchte bitte – danke – niemand wissen, schließlich WOLLTE man doch schwanger sein. Also Mund halten, durchhalten und vor allem auch weiterhin perfekt funktionieren. Wenn sich eine nicht-schwangere Person den Magen verdorben hat und sich einige Male am Tag übergeben muss, wird sie bemitleidet und oder sogar krank geschrieben. Bei einer Schwangerschaft ist es doch völlig normal, dass man sich eben öfter mal übergibt am Tag.

Was aber niemand berücksichtigt, ist die Tatsache, dass die Übelkeit vor dem Erbrechen genauso lähmend und furchtbar einschränkend und unangenehm ist, wie es bei der bakteriell verursachten Version. Warum wird da unterschieden und belächelt? Die Symptome und anschließende Erschöpfung sind doch identisch!

 

Der Körper leistet Unglaubliches während der Schwangerschaft. Das Wachsen des Uterus ist eine dieser sagenhaften Leistungen, doch leider spüren viele Frauen dies auf häufig schmerzhafte Art und Weise. Die schlimmsten Menstruationsschmerzen sind mit diesem Ziehen und Stechen durchaus vergleichbar. Aber hey – man sollte sich als Frau nicht so anstellen – das kennt man doch. Werfe eben eine Tablette ein – oh Moment! Geht ja nicht – schwanger! Naja, schließlich WOLLTE man das ja so (und nun ersetze das mit “diese Schmerzen”).

 

Juhu, das Baby tritt! Es ist einfach nur WOW, wenn man das Leben in sich spürt, und natürlich fiebert jede Schwangere dem ersten fühlbaren Lebenszeichen ihres ungeborenen Kindes entgegen, allerdings gestaltet sich die Sache in fortschreitender Entwicklung hin und wieder auch recht unangenehm, wenn das Baby kräftiger ist, wenig Platz hat und dir mehrmals täglich heftig in deine drum herum gequetschten Organe tritt.

Einen ordentlichen Schlag in den Magen lässt ausgewachsene Kerle einknicken, warum sollte sich dann eine schwangere Frau anschließend mal eben kurz aufs Sofa legen wollen, um sich zu erholen? Eben – sie WOLLTE es doch so!

 

Und diese wenigen Beispiele sind nur die Spitze des Eisberges, an unangenehmen, schmerzhaften Dingen, die man in der Schwangerschaft ertragen WOLLTE… die Liste ist beängstigend lang fortführbar.

 

Das Schlimmste an dieser Sache sind die Blicke der noch Kinderlosen oder der bereits erfolgreich Verdrängten, die anscheinend absolut kein Verständnis oder auch nur den Hauch von Empathie für diese Situation aufzubringen im Stande sind. Also versucht man es mit einem Beispiel:

 

>>Aber du WOLLTEST doch Überstunden machen, dich mobben lassen, ungerecht behandelt werden, die Schuld der Fehler der Anderen übernehmen. Das gehört doch dazu!<<

>>Nein, absolut nicht!<<

>>Doch, du hast doch den Arbeitsvertrag unterschieben, um am Ende (des Monats) dein Geld zu bekommen – das ist doch die tollste Belohnung überhaupt und du WOLLEST es doch so!!!!!!<<

 

Ihr versteht, worauf ich hinaus will????

 

Und ich hoffe doch sehr, dass ihr auch versteht, dass ich dieses Baby jetzt schon unglaublich liebe und es wirklich WOLLTE (nur eben nicht die Schmerzen und das Unwohlsein, das leider dazu gehört… )

 

Also bitte denkt nach, bevor ihr diesen üblen Satz in den Mund nehmt – Danke! 😉

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Sabrina

... wurde Anfang der 80iger Jahre in der schönen Pfalz geboren, wo sie auch heute noch mit ihrem Liebsten und ihren beiden Jungs (*2009 & *2014) wohnt.
Sie hat ihr Hobby Ballett zum Beruf gemacht und lebt als Tanzpädagogin ihre Leidenschaft.
Mit Leib und Seele ist Sabrina Bloggerin und nimmt ihre Leser gerne ein Stück mit auf ihrer Reise als Mutter, engagierte Freiberuflerin und ambitionierte Frau.

5 KommentareHinterlasse einen Kommentar

  • Oh ja, das kenne ich auch noch aus meiner Schwangerschaft – und ich würde NIE auf die Idee kommen sowas bescheuertes zu einer anderen zu sagen! Auch geil fand ich “Da musste durch!” (ach nee, im wahrsten Sinne… danke für die Info). Oder die saublöden Kommentare der Verwandten die das schon hinter sich hatten (Schwägerin usw) “Bei mir war das viel schlimmer als bei dir und ich habe aber noch…” schön, daß die sich in mich reinprojizieren und das vergleichen kann. Unglaublich 🙂 Schwangersein ist keine Krankheit sondern viel anstrengender als das, vor allem im 3. Trimester. Und nicht alle stecken das locker weg und rennen noch Marathon bis vor der Geburt…

    Liebe Grüße, Janina

    • Hi Janina,
      mir tat es gut, das alles von der Seele zu schreiben. Vielleicht nimmt sich ja jemand “unsere” Worte zu Herzen 😉
      Lieben Gruß und danke fürs Kommentieren 🙂
      Sabrina

  • Glücklicherweise verlieren die weniger guten Momente einer Schwangerschaft nach der Geburt ihre Wichtigkeit. Denn danach war jedes “Wehwehchen” die Mühe wert. Über die heftigen Tritte gegen meine Blase kann ich heute nur noch schmunzeln, was mich aber in der Schwangerschaft fast in den Wahnsinn getrieben hat. Wichtig ist doch nur das, was ein dicker Bauch bezweckt: Ein Wunder voller Leben.

    • Hallo Rikke,
      da hast du recht… Hauptsache dem Baby geht es gut und der Verdrängungsmechanismus wird nach der Geburt – schön brav- aktiv 😉

      Lieben Gruß
      Sabrina

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