Vor der Phase ist nach der Phase ist vor der Phase!!!
Das ist für uns Eltern ja eigentlich nichts Neues. Dank der allseits beliebten Bestseller „Oje, ich wachse“ oder/und auch „Baby-Jahre“ werden wir Eltern ja sozusagen auf die weniger funkelnde Zeit mit unseren Sprösslingen so weit wie möglich vorbereitet; und Dank Jesper Juuls und Co. wissen wir ja auch, wie genau wir dann zu reagieren haben, damit wir die kleine Seele nicht verletzten oder gar schreckliche Traumata und unwiderrufliche Charakterschädigungen hervorrufen.
Tja, soweit die Theorie in Sachen Kindererziehung.
Und dann ist er plötzlich da – der gefürchtete Punkt. Dieser Punkt, an dem du als Elternteil einfach nicht mehr kannst. Du bist ohnmächtig, völlig verzweifelt, fuchsteufelswild, möchtest laut schreien und um dich schlagen, aber eigentlich hast du keinen Funken Kraft mehr in dir und kannst deine eigene Stimme vom vielen Erklären und Ermahnen schon selbst gar nicht mehr ertragen.
Alle Bücher und Erziehungs-Gurus dieser Welt haben dich nicht davor bewahrt, wieder genau in dieser grauenvollen Sackgasse zu landen, und du spürst, wie du innerlich zerspringst vor Frust und Enttäuschung.
Da waren doch mal all diese guten Vorsätze, die Pläne und die ganze „Pädagogik-Paukerei“ und alles hilft dir in diesen Momenten kein Stück weiter. Dein Hals schnürt sich zu und du musst dich entscheiden, ob du einen markerschütternden Brüller loslässt oder den Tränen freien Lauf lässt. Eines haben uns ja die Bücher und Gurus, Gott sei Dank, deutlich eingebläut:
„Nimm dich aus der Situation heraus!“
Nunja, dann sitzt du also irgendwo alleine, möchtest am liebsten gegen die Wand treten und fragst dich, wo du derart jämmerlich in der Kindererziehung versagt hast. Die Selbstzweifel quälen dich unsäglich und du bist frustriert, dass ein Kindergarten- bzw. Schulkind dich derart reizen und aus der Haut fahren lassen kann.
Tief durchatmen, langsam zählen, an etwas Schönes denken, das Kissen fest drücken (Achtung: nicht boxen!), dir ins Gedächtnis rufen, dass dein Kind es nicht persönlich gegen dich meint, und dann bereitest du dich darauf vor, wieder zurück auf das Schlachtfeld – pardon, ich meinte natürlich ins Familienleben – zu gehen.
Wenn du Glück hast, hat der kleine Zorn-Igel sowieso schon wieder vergessen, was dich gerade zur Weißglut getrieben hat und spielt arglos, als könnte es kein Wässerchen trüben im Kinderzimmer. Du gehst darauf ein und lässt es gut sein.
Schließlich macht es wenig Sinn, ein Kind vor bzw. zu lange nach der Missetat zu maßregelten, denn, wie wir gelernt haben, machen (Achtung, politisch und erziehungstechnisch unkorrektes Wort folgt) Strafen nur dann Sinn, wenn sie:
A: unmittelbar während des Fehlverhaltens
und vor allem
B: im gleichen Verhältnis und selbstredend absolut sinnbezogen
sind.
Hat dein Kind Schuhe nach dir geworfen, kannst du ihm ja schlecht Hörbuch-Verbot geben, denn was hat schon das Eine mit dem Anderen zu tun?
Es ist zum Mäusemelken, denn es scheint, als gäbe es keinen richtigen Weg, die heutigen Kinder auf perfekte Erziehungsmethoden-Art in ihrem Heranwachsen zu unterstützen und zu begleiten.
Also habe ich alle Ratgeber und Gurus im Hinterkopf, während mein Bauch eine Entscheidung trifft.
Manchmal plagt mich das schlechte Gewissen und die Angst, versagt zu haben, – im Nachhinein nicht immer. Doch manchmal fühle ich mich grausam und völlig allein gelassen mit all dem.
Ich bin fest davon überzeugt, dass dies alle Eltern kennen, aber über ein paar Kommentare, die mir dies bestätigen, wäre mein Selbstzweifel-Teil sehr dankbar… Wie geht ihr in solchen Situationen vor?
Eure Sabrina