Vorwarnung: Dies ist ein Rant!
Mama ist krank – so richtig!
Nach ganzen zwei Tagen und zwei Nächten mit knapp 40°C Fieber beschloss mein Liebster, dass es an der Zeit sei, die Großeltern anzurufen, damit die Jungs betreut sind und mich zur Notdienstzentrale zu fahren, um mir ärztliche Hilfe zu besorgen.
Zu diesem Zeitpunkt war ich körperlich völlig am Ende, denn ich hatte mich einen halben Tag lang stündlich erbrochen. Dort angekommen hatten wir unfassbares Glück und wurden nach kaum vier Minuten Wartezeit aufgerufen.
Doch ich hatte mich zu früh gefreut. Der Arzt, der uns in Empfang nahm, sah ungepflegt aus und blaffte mich an, ob das denn mein Mann sei, denn sonst darf „der“ nicht mit rein, wegen der Schweigepflicht, und dass er sich so ein Theater nicht nochmals „geben“ würde.
Um die Sache abzukürzen: Ich schilderte meine Lage. Seine erste Frage war, ob ich getrunken hätte. Meine Antwort, dass ich viel Wasser und Tee getrunken hätte, schien ihn zu belustigen, da er doch Alkohol gemeint hätte. Der Ausschlag käme von einer Ibuprofen-Unverträglichkeit, die ich wohl gerade jetzt entwickeln würde. Er maß mir Blutdruck. 80/50! Selbst mir war in meinem Zustand klar, dass ich dann eigentlich tot sein müsste, aber er setzte sich wieder hinter den Computer und begann die Überweisung fürs Krankenhaus zu tippen, denn „Ich kann nix für Sie machen!“ Das Tippen im „Adler-such-System“ dauerte doppelt so lang wie meine Anamnese und das Blutdruckmessen zusammen. Ich saß zitternd auf meinem Stuhl und kämpfte gegen das Spucken und die Erschöpfung an.
Ankunft Notaufnahme
Kurz darauf kam ich noch immer irritiert in der Notaufnahme an. Mein Mann regelte alles für mich, da ich selbst kaum in der Lage war, zu stehen. Ich wurde in ein Isolationszimmer gebracht, weil ich „nach Influenza aussah“. Dort wurde ich nach kurzem Warten an unglaublich viele Kabel angeschlossen, von einem sehr schweigsamen Pfleger. Auf meine kraftlose Frage, was genau er da mache, kam die kurze Erklärung, er würde mich an die Überwachung anschließen, schließlich könne nicht die ganze Zeit jemand auf mich aufpassen, dafür gäbe es kein Personal.
Zu diesem Zeitpunkt war mir alles egal. EKG, Blutentnahme, Influenza-Test, Lungenröntgen – ich ließ alles durch einen betäubenden Nebel der grenzenlosen Erschöpfung geschehen. Die Tests dauerten zusammen exakt zwanzig Minuten. Mein Puls schnellte nahezu ununterbrochen über die Grenzmarke und ließ einen nervtötenden Ton erklingen. Das scherte niemanden.
Als schließlich nach rund drei Stunden mein Mann das Fachpersonal ansprach, wie lange es ungefähr dauern würde, bis meine Blutwerte vorliegen würde, erfuhrt er, dass diese schon seit zweieinhalb Stunde da wären. Als kurze Zeit danach in meinem Zimmer eine junge Ärztin in voller Isolationskleidung erschien, drückte sie genervt den Ton weg und riet mir, mich etwas zu beruhigen. Ich war zu diesem Zeitpunkt viel zu schwach, mich überhaupt über irgendetwas aufzuregen.
Sie untersuchte mich rasch und kam zu dem Schluss, dass ich eine Mandelentzündung hätte, was auch für meine Entzündungswerte im Blutbild spräche.
Sechs Stunden hilflos in einem Raum
Ich war sechs Stunden in der Notaufnahme (in einem Isolationsraum), davon war 20 Minuten ein Pfleger damit beschäftigt, kommentarlos Dinge an mich ranzuheften, und, wenn es hoch kommt, 15 Minuten (zusammengenommen) die Ärztin im Raum.
Selbstverständlich sollte ich stationär aufgenommen werden. Wegen einer Mandelentzündung und Ibu-Unverträglichkeit!?! Es war ja Wochenende und schließlich kein Oberarzt anwesend, der mich hätte entlassen können! Ich entließ mich nach sechs qualvollen Stunden selbst aus der ärztlichen „Obhut“, nahm zu Hause eine empfohlene Paracetamol und eine Vomex gegen die Übelkeit und vergaß die Welt um mich herum.
Finale und endlich Hilfe
Eineinhalb Tage später schleppten mich meine Eltern zutiefst besorgt über meinen immer schlechter werdenden Zustand zu meinem Hausarzt. Dieser untersuchte mich und war völlig erbost über meine Klinik-Erfahrung und die Fehleinschätzung meines Zustandes, als er mir die Diagnose stellte:
>>Scharlach!<<
Ich wurde unverschämt lange krankgeschrieben, musste mich tagelang von meinen Kindern (und eigentlich allen Anderen auch) fernhalten und schluckte tapfer mein Antibiotikum. Ich habe keine Mandelentzündung und keine Ibuprofen-Unverträglichkeit.
Ich bin eine erwachsene Frau, die sich eine Kinderkrankheit eingefangen hat (was bei meinem Beruf keine Überraschung ist). Ich wurde von einem unhöflichen, ungepflegten Arzt in die Notaufnahme überwiesen, um dort sechs Stunden mir selbst in einem Isolationsraum überlassen zu werden, wo trotz stetigem Monitor-Alarm keiner nach mir sah. Ich wurde fehldiagnostiziert, mit falscher Medikation und hochansteckend nach Hause gehen lassen.
Erst mein Hausarzt diagnostizierte korrekt und half mir gegen die Schmerzen, das Erbrechen und den Ausschlag. Ich kann mich nicht daran erinnern, wann ich mich zuletzt derart schlecht gefühlt hatte, und ich bin unsäglich und bitter enttäuscht von der Inkompetenz und dem sozialen Verhalten der Ärzte, die mir eigentlich hätten helfen sollen.
Eine Bloggerin, der die Worte fehlen…
Nur eines weiß ich sicher – ich habe sehr große Angst davor, jemals wieder wegen eines Unfalls, einer Krankheit oder sonst etwas in eine Notaufnahme zu müssen und mich dann wieder derartiger Fehleinschätzung aufgrund fehlender Berufserfahrung gegenüber zu sehen.
Ich hoffe für jeden von euch, dass ihr einen kompetenten und freundlichen Arzt habt, der im Notfall für euch da sein wird.
An dieser Stelle ein inbrünstiges Dankeschön an meinen Hausarzt, der mit seinem ärztlichen Fachwissen und Einfühlungsvermögen das Ansehen des Arztberufes gerettet hat.
Was meint ihr? Hatte ich unglaubliches Pech oder kennt ihr solche “Zustände” vielleicht sogar aus eigener Erfahrung? Lasst es mich wissen…
Eure desilussionierte Sabrina
Das ist ja unglaublich schrecklich! 🙁
So darf das nicht sein! (( ))
Ich hatte vor ein paar Jahren Scharlach, habe das an der Himbeerzunge erkannt.
An mehr kann ich mich nicht mehr erinnern. Schön ist das jedenfalls nicht.
Kuriert dich schön aus!
Liebe Sarah,
es geht mir schon viel besser – aber so krank war ich noch nie. Schwerer Verlauf und viel zu spät diagnostiziert haben mich ein paar Kilos und Nerven gekostet 🙁
Jetzt heißt es schnell wieder fit werden und hoffen, dass ich nie mehr in eine Notaufnahme muss…
Liebe Grüße nach Berlin
Sabrina
Liebe Sabrina,
ärgerlich, einfach nur ärgerlich. Dass man in Krankenhäuser immer stationär aufgenommen werden soll, ohne das einem richtig geholfen wird kenne ich auch. Hauptsache es kommt Geld rein. Habe mich und auch meine Kinder dann schon selbst entlassen, ist das beste was man machen kann! Und immer nochmal eine zweite Meinung einholen, wenn der erste Arzt einen schon so seltsam behandelt. Im Zweifelsfall haben mir Selbstdiagnosen über das Internet oft mehr gebracht als ein noch so studierter Mediziner. Traurig aber wahr!
Hallo Ella,
danke für deinen Zuspruch. Die zweite Meinung war in meinem Fall ja sozusagen meine Rettung.
Ganz lieben Gruß und bleib(t) gesund
Sabrina
Leider habe ich auch schon ähnliche ernüchternde Erfahrungen in hiesigen Notaufnahmen sammeln dürfen.
Und selbst wenn man die Diagnose schon mitliefert, heißt das noch lange nicht, dass man korrekt behandelt wird.
Überforderte Pflegekräfte und unfreundliche, übernächtige, inkompetente Ärzte sind meiner Erfahrung nach alles, was man erwarten kann, wenn man sich Hilfe suchend in eine sogenannte Notaufnahme begibt.
Natürlich gibt es auch kompetente, einfühlsame Kollegen- diese sind aber leider rar gesät.- und wohl nicht in meiner Umgebung angesiedelt
Liebe Julia,
tja, man muss eben unverschämtes Glück haben, um an ein nettes, fittes und vor allem kompetentes Exemplar der Gattung Arzt zu gelangen. Mir ist bewusst das jeder mal einen schlechten Tag hat oder übernächtigt ist, aber gerade bei kranken und hilfesuchenden Leuten, sollte man sich doch bitte zusammenreißen und mehr Empathie und vor allem Fachwissen vorweisen.
Hoffentlich sehe ich die “hiesige” Notaufnahme niemals wieder von innen!
Also gib gut auf dich und deinen Liebsten acht
Sabrina
Solche Geschichten gibt es leider öfter. Ein Bekannter (selbst Mediziner) sagte mal: Es sei immer besser auf offener Straße einfach umzufallen. Der Rettungswagen und Notarzt sind schneller da, als wenn in einem Krankenhaus etwas nicht in Ordnung ist.
Ich könnte so allerlei berichten. U.A. Jemand wurde nicht geröntgt, weil die Schmerzen nicht ernst genommen wurden. Dabei war ernsthaft was ganz fies gebrochen.
Ich selbst hatte auch eine Geschichte in der Schwangerschaft, die im Rückblick zwar eine witzige Geschichte ist, aber mich damals richtig gestresst hat.
http://beatrice-confuss.de/2015/11/29/zwischenfall-im-8-schwangerschaftsmonat/
Aber Scharlach als Erwachsener ist wohl auch kein Spaß. Besser ist es, man hat einen guten Hausarzt und ruft den zur Not an.
Liebe Beatrice,
vielen Dank für deine Worte. Das mit deinen Rippen war sicher kein Spaß. Ich hatte so eine ähnliche Odysee in der Schwangerschaft hinter mich bringen müssen, weil mein Baby die Niere gequetscht hat. Das war ein ähnlicher Spaß mit (Gott sei Dank) gutem Ausgang.
Ich bemühe mich, zukünftig nicht mehr in die Notaufnahme zu müssen und hoffe, das auch du verschont bleibst 😉
Ganz lieben Gruß
Sabrina