Ballettunterricht mal schillernd, mal schade

Ich erinnere mich noch sehr gut an ein kleines etwas dickliches Mädchen von gerade einmal vier Jahren, die auf Wunsch ihrer Mutter (vor einigen Jahren) eine meiner Ballettklassen besuchte. Sie selbst hatte Spaß an den Bewegungsspielen, tat sich aber immer schwer mit den Basis-Übungen für das Tanzen an sich, die man mit den Knirpsen im Ballettunterricht durchführt.

Es gibt Tage, die einfach anstrengend sind. Sei es, wegen unerträglicher Sommerhitze, einem anstrengenden Kindergarten-Ausflug der Kleinen vor dem Unterricht oder einfach mal einer schlechten Tagesform, die offensichtlich all meine kleinen Tänzer befallen hat. Als Pädagoge weiß man auch mit solchen Situationen umzugehen und holt eben das Beste aus der Stunde raus.

An solch einem „schlechten“ Stimmungs-Tag in der Klasse baute sich besagte Vierjährige provozierend vor mir auf und ließ mich wissen:

>>Mir ist langweilig! Du musst mir schon was bieten! Meine Mama bezahlt dich!!!<<

 

Schonungslose Aufrichtigkeit

Solche Sätze treffen ins Lehrerherz und ich musste mir rasch ins Gedächtnis rufen, dass dieser Terrorzwerg vor mir gerade mal vier ist und wahrscheinlich die Wortwahl Erwachsener imitiert. Ich fragte in die Runde, warum die Kinder denn eigentlich hier sind – in vollem Bewusstsein, dass mich brutale Ehrlichkeit treffen wird.

Ich war beruhigt zu hören, dass fast alle tanzen wollten. Aussehen wie eine Prinzessin war auch eine der putzigen Antworten gewesen. Es stimmte mich traurig zu hören, dass Terrorzwerg hier war, weil ihre Mama fand, sie müsse abnehmen. Nach dieser Aussage ergänzte sie altklug:

>> Meine Mama bezahlt dich, du musst es hier lustig für mich machen!<<

Und genau dies ist eine sensible Stelle bei uns Tanzpädagogen:

  • Es gibt Eltern, die möchten ihren Kindern einfach eine schöne Zeit bei einem geliebten Hobby ermöglichen und freuen sich über die Vorteile, die das Ballett für ihre Kinder mit sich bringen.
  • Es gibt aber auch Eltern, die ihre Kleinsten am liebsten in Spitzenschuhe stecken würden und auf „Teufel komm raus“ eine Ballettkarriere erzwingen wollen – aus welchen Gründen auch immer.
  • Und dann gibt es den Schlag Eltern, der denkt, dass er für die Tanzgebühr, die gezahlt wird, über den Lehrer und dessen Lehrinhalt bestimmen könnte.

Eltern aus der letzten Gruppe halten mich öfter mal nach der Stunde zu einem privaten Gespräch an, um mich zu fragen, warum ihr Kind nicht verschwitzt aus der Stunde kam? Warum es noch keinen Spagat kann? Ob ich denn nicht langsam mal mit Spitzentraining beginnen möchte?

Bei den meisten ist das – Gott sei Dank – alles ganz lieb gemeint. Eine gewisse Unwissenheit über die Art und Weise, wie man Kindern die Kunst des Tanzes beibringt, ist schließlich völlig normal. Ich würde den Piloten meines gebuchten Fluges auch nicht fragen, ob er denn die richtigen Hebel zur rechten Zeit drückt – ihr versteht.

 

Ruhig bleiben und Verständnis aufbringen

Aber leider gibt es auch Eltern, die mir sagen wollen, wie ich meinen Beruf ausüben soll, und keinerlei Verständnis für pädagogische Methoden aufbringen, die dem Spaß und vor allem dem Schutz ihrer Kinder dienen.

Das ist eine traurige Schattenseite in meinem Beruf und ich bin dankbar, dass diese unangenehmen Situationen eher selten der Fall sind. Den Lehrer der eigenen Kinder auf seine Eignung zu überprüfen, ist eine wichtige Sache. Vieles wird da von Elternteil zu Elternteil weitergegeben und der Ruf spielt eine wirklich sehr große Rolle.

Umso verletzender ist es dann, negative Nachrede ertragen zu müssen, die von einer Person in die Welt gesetzt wurde, die keine Ahnung hat, worüber sie sich da eigentlich aufregt. Und am allerschlimmsten ist es, dass diese Hässlichkeit vom eigenen Elternteil auf dem Rücken des eigenen Kindes ausgetragen wird.

Da entlässt man doch besser besagten Kunden aus dem Vertrag auch vorab der Frist und hofft, dass das Kleine etwas findet, worin es glücklich ist und seine Eltern ebenfalls befriedigt werden.

Es ist nicht alles wunderbar, was mit rosa Tüll und Glitzer zu tun hat. Wichtig ist nur, das Negative von den Kleinen fernzuhalten, solche Personen schnell aus seinem Leben gehen zu lassen und seine ganze Energie auf das Positive und Schöne im Leben und Beruf zu lenken.

babykeks.de_mamabezahltdichAus meinem Leben als Tanzpädagogin…

Eure Sabrina

 

Über die Autorin alle Artikel der Autorin anschauen

Sabrina

... wurde Anfang der 80iger Jahre in der schönen Pfalz geboren, wo sie auch heute noch mit ihrem Liebsten und ihren beiden Jungs (*2009 & *2014) wohnt.
Sie hat ihr Hobby Ballett zum Beruf gemacht und lebt als Tanzpädagogin ihre Leidenschaft.
Mit Leib und Seele ist Sabrina Bloggerin und nimmt ihre Leser gerne ein Stück mit auf ihrer Reise als Mutter, engagierte Freiberuflerin und ambitionierte Frau.

3 KommentareHinterlasse einen Kommentar

  • Rein zufällig bin ich auf Deiner schönen Seite hängen geblieben und habe mich festgelesen. Leider ist es im pädagogischen Bereich meistens, wenn nicht immer so, dass die Eltern das Problem sind, mit den Kindern kommt man irgendwie immer klar. Einiges von dem, was Du beschrieben hast begegnet mir auch in meiner Arbeit an der Schule… Schöne Artikel hast Du!

    • Liebe Alisa,
      vielen Dank für deinen “Zuspruch” und die Komplimente. Sicherlich stimmst du mir dennoch zu, dass pädagogische Berufe einfach toll sind.
      Ganz lieben Gruß und noch viel Freude beim Unterrichten…
      Sabrina

Verfasse eine Antwort

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Die erforderlichen Felder sind mit einem * markiert.

Wir benutzen Cookies, um die Nutzerfreundlichkeit der Webseite zu verbessen. Durch Deinen Besuch stimmst Du dem zu.