Wir hatten eine Premiere! Unsere beiden Söhne schliefen bei Oma und Opa! Das erste Mal seit über zwei Jahren hatten wir Erwachsenen die Wohnung ganz für uns alleine. Wir hatten Zeit füreinander. Wir konnten über erwachsene Sachen reden und ungestört erwachsene Sachen tun.
Der große Plan
Selbstverständlich habe ich sofort einen Plan geschmiedet, wie wir diese unglaublich kostbare Zeit verbringen könnten. Erst ein paar wichtige Dinge erledigen, die liegengeblieben waren und für die wir gemeinsam Zeit opfern mussten, dann schön Essen gehen und danach Kuscheln auf dem Sofa und mal schauen, was sich ergibt.
Die Realität
Nachdem die Kinder mit gefühlt einer Tonne Hab und Gut zu den Großeltern gebracht waren, saßen wir erst einmal für einige Zeit völlig erledigt auf der Couch. Die Wochen vor diesem „großen Ereignis“ waren so erschöpfend, dass unsere Akkus leer schienen. Sich aufzuraffen und die Unterlagen durchzugehen, war schon mehr als nur eine Mammutanstrengung.
Im Anschluss daran wurde der bloße Gedanke, sich „schick zu machen“ und Essen zu gehen, mit einem müden Lächeln abgetan. Wir bestellten uns ein leckeres Menü bei unserem Lieblingsgriechen und aßen furchtbar rebellisch vor dem Fernseher am kleinen Sofatisch. Kaum war die Folge unserer derzeitigen Lieblings-Serie zu Ende gegangen, gingen wir völlig erschöpft schlafen.
Die Aussicht, auszuschlafen
Allein der Gedanke morgen nicht kurz vor sechs von einem der beiden geweckt zu werden, erschien mir als purer Luxus, und ich hoffte inständig, dass nicht irgendwann in der Nacht das Telefon läuten würde, damit wir den Jüngsten zurück in seine vertraute Umgebung holen müssten.
Es kam, wie es kommen musste. Kurz vor sechs schlug ich, in gewohnter Elternmanier, todmüde und hellwach zugleich die Augen auf. Mein Körper – dieser Verräter – wollte nicht wieder einschlafen… Ich scrollte aus Verzweiflung und Langeweile durch Twitter, sah mir ein paar der Familienbilder auf Instagram an und vermisste meine Jungs fürchterlich. Außerdem beneidete ich den Liebsten darum, dass seine innere Uhr wohl tatsächlich die Sache mit dem Ausschlafen verstanden zu haben schien.
Ich schlief irgendwann tatsächlich nochmals ein und wir blieben (allein aus Prinzip) letztendlich bis fast halb zehn in den Federn liegen. Das Magenknurren und das schlechte Gewissen, was wir alles Produktives in dieser (vergeudeten) Zeit hätten tun können, ließ uns ganz vernünftig sein und schließlich aufstehen.
Eltern-Rebellen
Selbstverständlich fand das Frühstück wie zu Studentenzeiten abermals vor dem TV am Sofatisch statt. Wir genossen diese Ruhe und hatten endlich auch wieder Kraft, uns zu unterhalten. Da wurde mir noch deutlicher bewusst, wie sehr mir diese Zeit mit meinem Liebsten fehlte.
Ihn ganz für mich alleine zu haben, in einem Zustand, in dem wir beide nicht völlig übermüdet oder gestresst sind, ist eine sehr seltene Sache geworden, und das macht mich traurig. Dass Zeit das wohl wertvollste Gut von allen ist, gerade für uns Eltern, schreibe ich hier häufig, doch heute möchte ich ganz deutlich machen, dass nicht nur die Zeit mit unseren Kindern so wertvoll ist, sondern auch die Zeit, die wir zu zweit als Paar verbringen. Diese „Zeit“ kommt den Kindern zuliebe viel zu oft zu kurz.
Noch weiß ich nicht, wie ich das ändern könnte, denn das Leben (welches ich mit meinen drei Liebsten über alles schätze) lässt eine „Änderung“ einfach nicht zu. Also genieße ich, wann immer ich kann, was auch immer ich als Paarzeit herausholen kann, aus unserem vollgepackten Alltag.
Ein Alltag aus Stress, Zeitmangel, Termindruck, Verpflichtungen, schlechtem Gewissen und so unendlich viel Liebe, Wertschätzung und Glück, all die positiven Dinge tatsächlich erleben und genießen zu dürfen.
Erst seit ich ein Elternteil geworden bin, verstehe ich dieses Wort tatsächlich in seiner Gänze: Paradoxon.
Wie war denn eure erste “kinderfreie” Nacht so gewesen. Verratet es mir – ich bin gespannt und neugierig 😉
Eure Sabrina
Das kann ich so gut nachvollziehen, speziell die leeren Akkus und die innere Uhr. Ich habe hier über unsere erste “freie” Nacht berichtet. Wir hatten uns tatsächlich aufgerafft und einen schönen Abend verlebt, doch ein wenig überfordert (und müde) waren wir auch. Da die Kids bis nachmittags bei den Großeltern waren, hatten wir ein wenig mehr Zeit – und das war auch gut so. Vielleicht wird man beim zweiten Mal entspannter. Ich drücke euch die Daumen! 🙂
Lieber bullion,
ja die Vormittage “nach” dem freien Abend sind auch super klasse, wenn nicht sogar besser, denn dann ist man etwas erholter.
Für euer nächsten freien Abend viel ´Spaß und einen erholsamen Vormittag 😉
Herzlichst Sabrina
Es freut mich, dass Ihr diese wundervolle Zeit miteinander hattet. Das bild strahlt vor Liebe 😀 es stimmt, als Eltern stellen wir uns immerzu hinten an. Leider kamen wir noch nie in den Genuß einer kinderfreien Nacht. Aber ein bis zwei mal im Jahr haben wir einen Babysitter welchen wir uns leisten um dann ins Kino oder Essen zu gehen.Das letzten Mal habe ich dieses allerdings nicht vertragen und verbrachte die Zeit auf der Kinotoillette. :-/Wir Eltern sind schon Helden und ich denke oft, was für ein Glück wir doch haben uns trotz dem Mangel an gemeinsamer Zeit so innig sein zu dürfen.
Deine Beiträge sind immer sehr sehr gut und vor allem sehr Nahe, so dass sie einem wie aus der Seele gesprochen sind. Danke
Liebe D.K.D,
vielen Dank für deinen Kommentar. Die gemeinsame Zeit ist absolutes Glück, da gebe ich dir uneingeschränkt recht.
Für euer nächstes “kinderfreies” Date wünschse ich euch von Herzen viel Erfolg 😉
Liebe Grüße
S.
Kinderfreie Nächte? Meiner Schwiegermutter kann ich meine Jüngste echt nicht anvertrauen und meine Mutter, die das toll machen würde ist gesundheitlich mit Wirbelbrüchen so angeschlagen, das geht nicht. So lassen mein Mann und ich uns gegenseitig mal ausschlafen und ab und zu, wenn die kinder in der Schule sind, mache ich Dinge die man nicht macht mit Kindern 😉
Liebe Martina,
wenn ich das lese, weiß ich diesen “Luxus” um so mehr zu schätzen.
Dann mal viel Spaß während der “Schulzeit” 😉
Lieben Gruß
Sabrina