Dies ist meine persönliche Geschichte und sollte bitte auch als solche verstanden und gelesen werden!
Ich war lange Zeit einem Irrglauben verfallen. Ich dachte, wenn mein Großer in die Schule geht, wird alles einfacher. Heute lache ich über meine Naivität in dieser Angelegenheit.
Meine Erwartung war simpel: Mein Sohn würde morgens in die Schule gehen, nach dem Unterricht in die Betreuung, wo er ausgewogene Mahlzeiten erhält, von geschulten Pädagogen bei den Hausaufgaben beaufsichtigt wird und im Anschluss daran Spielangebote etc. erhält, bis ich ihn abhole. Er wäre gut unter, glücklich und ausgeglichen…
Nun, die Realität sieht so aus: Mein Großer hat Montag bis Donnerstag Unterricht bis zwölf Uhr und freitags bis elf. Das Losglück war uns nicht hold und so bekam er keinen Platz in der Betreuung.
Katastrophe! Kein Betreuungsplatz!
Unser Alltag gestaltet sich nun so, dass ich morgens erst das große Kind in die Schule fahre, dann das kleine in die KiTa. Im Anschluss kommen die „wichtigen Erledigungen“. Dinge, wie Einkaufen, Haushalt etc. Ich hätte zwischen halb neun und halb elf also genau zwei Stunden Zeit dafür. (Hier mag angemerkt werden, dass ich nicht jeden Vormittag “frei” habe, weil ich ja ganz nebenbei noch unterrichte an mehreren Tagen der Woche.) Wer eine vierköpfige Familie versorgt, weiß, dass diese Zeitspanne recht sportlich ist.
Meine Umwelt sieht dies alles jedoch ganz anders. Jetzt habe ich ja Zeit für:
- mich (hier ein ungläubiges Lachen einfügen)
- den Haushalt (ja klar – jeden Tag ein Stückchen eben)
- Vorkochen (eine zeitintensive Sache)
- soziale Kontakte (Treffen mit anderen „freien“ Mamis)
- Einkäufe (muss nicht extra erklärt werden)
In diesen zwei Stunden kann ich selbstverständlich etwas anfangen, aber, sind wir ehrlich, beenden werde ich es nicht können.
Schule hört zu Hause nicht auf
Da mein Großer, wenn er von der Schule kommt, selbstverständlich hungrig ist, bedeutet dies, dass ich in diesen zwei Stunden das Mittagessen vorbereite, was eigentlich zu mindestens dreißig Minuten Abzug führen sollte. Also habe ich streng genommen ganze eineinhalb Stunden – famos!
Wenn der Große und ich dann wieder zu Hause sind, wird gegessen und Hausaufgaben gemacht. Meistens wird dann noch die Küche in Ordnung gebracht, ein wenig exklusive Zeit mit meinem Kind verbracht und dann geht es auch schon zum Abholen des Kleinen. Ist dieser dann wohl behalten mit uns zu Hause, heißt es für mich:
zur Arbeit gehen.
Ihr seht, diese Betreuungssache ist für mich persönlich nicht ganz so optimal.
Betreuung nicht so wie erhofft
Von Freunden, deren Kind einen heiß begehrten Betreuungsplatz nach dem Unterricht erhalten hat, bekam ich dann kürzlich einen sehr ernüchternden Einblick in die Realität. Das Essen mag in Ordnung sein, aber alles Andere als das, was ich meinen Kindern gebe. Eine Betreuung für die Hausaufgaben gibt es nicht. Ihr Kind macht die Hausaufgaben nach 17 Uhr zu Hause. Zwar hätten die Kids die Möglichkeit, aber wer bringt mit sechs/sieben Jahren schon so viel Disziplin auf, wenn er Spielen gehen könnte. Spielangebote gibt es in Form von Brettspielen, Spielgeräten für Draußen (Bälle/Seile etc.), aber für fast alle Kinder ist dies eine eigenverantwortliche Sache. Die „Pädagogen“ und freiwillige Helfer (andere Eltern) vor Ort sind zahlenmäßig sehr dünn bemessen und achten im Grunde nur darauf, dass sich kein Kind verletzt, schlichten Streit und halten Aufsicht.
Da möchte ich mein Kind eigentlich gar nicht hingeben. Ob sich in dieser Sache zukünftig etwas ändert, steht in den (politischen) Sternen.
Die Zukunft
Ich werde nun versuchen, am Vormittag (viel mehr) Unterricht anzubieten, um finanziell gleichwertig zu bleiben, weil ich am Nachmittag stark reduzieren muss. In meinem Beruf ist dies leider nicht gerade mit großen Aussichten verbunden, da die meisten meiner Schüler schulpflichtig bzw. bereits studierend oder arbeitend sind.
Wäre ich alleinerziehend, wüsste ich wirklich nicht, wie ich es schaffen könnte, und würde wohl meinen geliebten Beruf aufgeben müssen, da mein Großer nun ein Schulkind ist.
Welch purer Luxus ist ein Ganztags-Kindergarten-Platz!!! Erkenntnis pur!
Das Positive sehen
Nicht alles ist schlecht an dieser Situation. Ein wissbegieriges Schulkind zu haben, ist einfach nur toll, und die extra Zeit, die mein Großer nun wieder mit mir hat, tut uns beiden so gut. Der Liebste hat einen guten Job und sorgt dafür, dass es uns an nichts mangelt. Dass sich Vieles ändernt, ist nun mal das Recht der Zukunft, und wir werden noch häufiger größeren Veränderungen gegenüberstehen.
Fazit
Die mangelnde Qualität und das Nicht-gerecht-werden der Ansprüche (der Kinder und Eltern) in der Betreuung sind ein riesen Problem, das Deutschland vor sich stehen hat. Ich bin im Nachhinein froh, dass mein Großer nicht dort betreut wird, auch wenn es für mich persönlich viele Umstände und wöchentlich ändernde Organisation bedeutet. Ich überdenke nun meine Ambitionen an meine Karriere und werde wohl zukünftig mehr Hausfrau als Business-Woman sein. Ich schreibe dies mit viel Herzschmerz für meine Arbeit, aber großer Erleichterung für mein Mutterherz.
Work-Life-Balance klappt bei mir nur, wenn der Liebste auch weiterhin der Hauptverdiener sein wird, denn sonst müsste ich mein geliebtes „Work“ streichen und mein „Life“ nur noch zwischen Kindern, Haushalt und diesem geliebten Blog „Balance“ halten.
Ich habe großes Glück, das ist mir bewusst, und doch fühlt es sich schade an, dass ich nicht alles haben kann.
Wie ist eure Situation? Ähnlich? Habt ihr Tipps? Ist die Betreuung eurer Kinder besser? Schreibt mir im Kommentar – ich bin gespannt.
Eure Sabrina
Der Tipp lautet: hab noch ein wenig Geduld 🙂 Wir haben einen Betreuungsplatz für die Tochter bis 14 Uhr. Wir nutzen ihn nur bis 13 Uhr, weil dann hat der Sohn Schluss und bringt sie mit. Ab Sommer dann wechselt der Sohn die Schule und geht ans Ganztagesgymnasium. Die Tochter freut sich jetzt schon, dass sie dann endlich bis 14 Uhr in der Betreuung bleiben darf. Oh, wieder eine Stunde mehr 😉
Die Betreuung ist bei uns auch nicht viel mehr, als eine Aufsicht. Aber bis 14 Uhr können wir damit leben. Und es wurde von vornherein gesagt, dass das reine Spielzeit ist. Essen gibts auch nicht.
Ich erinnere mich gut, dass die Zeit, in der du jetzt bist, für mich die schlimmste war. Gefühlt war ich sehr zerrissen zwischen Schule und Kindergarten. Nachdem dann beide in der Schule waren, war alles etwas geradliniger und sortierter. Auch emotional.
Gebt euch noch etwas Zeit. In zwei Jahren sieht das schon anders aus. Und wir wissen, wie schnell 2 Jahre rum sind…
Liebe Grüße
Sandra
Liebe Sandra,
tausend Dank für deine mutmachenden Worte. Leider sind meine Jungs ganze 5 Jahre auseinander. Das mit “beide in der Schule” dauert noch ein kleines Weilchen. Bis dahin kämpfe ich mich schon durch 🙂
Viele liebe Grüße
Sabrina
Ach Mensch, das klingt ja nicht so toll! Ich arbeite auch nachmittags, aber so spät teilweise (17-19 oder gar 15.30-20.30), dass unser Betreuungsplatz im Schulhort nicht ausreicht. Ich hole bei Kinder am frühen Nachmittag ab und bringe sie täglich zu Oma, anders würde es bei uns nicht gehen – beide selbstständige Instrumentalpädagogen mit nahezu identischen Arbeitszeiten…
Aber schön, dass dein Mann es euch ermöglicht, dass du deinen geliebten Job nicht aufgeben musst!! Liebe Grüße, Vivi
Liebe Vivi,
auch ich habe Gott sei Dank die Möglichkeit auf die Oma zurückzugreifen. Diese ist aber selbst noch berufstätig und mehr als zwei Nachmittage/Abende möchte ich ihr auch nicht mehr zumuten. Ich muss derzeit viele Kompromisse eingehen aber noch habe ich nicht ganz aufgegeben… Danke <3
Ich freue mich riesig, dass du kommentiert hast.
Ganz lieben Gruß Sabrina
Da schreibst du was, puh.
So ein Vormittag ist wirklich sehr schnell rum. Trotzdem geniesse ich es mehr als noch zu Kindergartenzeiten, denn da waren bei uns mind. 2 Vormittage für Therapie belegt so hatte ich nur 3 Tage Kindergarten, oder ich brachte das Kind dann selbst so gegen 10 hin und bis ich dann zu Hause war, war dieser Vormittag auch gegessen. Die Große war in der Betreuung, weil sie das wollte und da gab es für jeden einen Platz. Hausaufgaben mussten gemacht werden in einem Klassenraum bevor mal spielen durfte. Betreuung kann gut und schlecht gemacht sein, oft scheitert es wie meist an der Finanzierung, denn um die Betreuungskinder zu trennen braucht man 2 Kräfte. Ich hoffe es ergibt sich vielleicht bald eine Betreuungsmöglichkeit, so dass du den Nachmittag arbeiten kannst.
Wir im Ort haben auch ein Mütternetzwerk gebildet. D.h. einen Tag waren die kinder fest den Nachmittag dort inkl. Essen und Hausaufgabenbetreuung, den anderen dann bei einer anderen Mutter. Klappt meist nur bis zu 2 Gastkindern, sonst wird es zu unruhig.
LG
Martina
Hallo Martina,
so ein Mütternetzwerk ist ja beneidenswert… und ein guter Denkanstoß. Mit der finanziellen Lage hast du natürlich absout Recht. Schulen die wenig Mittel haben sind die Hände gebunden, was für die Schüler und deren Eltern natürlich spürbare Auswirkungen hat… Vielen Dank für den Einblick in Eure Situation.
Ganz herzlichen Gruß
Sabrina
Liebe Sabrina,
das ist meine Rede – als Mama wirst Du Dich immer (unabhängig von den ach so tollen Betreuungsangeboten) entscheiden müssen, ob Du Zeit mit Deinen Kindern verbringst oder sie Deinem Beruf widmest. Wenn etwas absolut gleich verteilt ist auf der Welt, dann ist es Zeit. Wir alle haben 24 Stunden zur Verfügung und können entscheiden, wie wir sie mit Leben füllen und verbringen. Aber als berufstätige Mutter ist es immer ein Spagat.
Ich selbst bin wie Du weißt auch selbständig und mit beiden Jungs zuhause. Die kurze Zeitspanne am Morgen reicht gerade so, um den Kleinen fertig zu machen, mit ihm zu frühstücken und gemeinsame (Spiel-)Zeit zu verbringen. Dann geht es mir wie Dir – das Mittagessen muss in meinem Fall mit Kleinkind am Bein vorbereitet werden. Dann holen wir gemeinsam den Großen von der Schule ab, es gibt Mittagessen und dann beginnt das Nachmittagsprogramm. Zum Arbeiten kommen ich dann meist erst ab 20 Uhr, wenn bei uns Ruhe eingekehrt ist.
Ich fühle mit Dir und hoffe, dass Dein Mamaherz Dir das Richtige sagt und Du die Zerissenheit etwas ablegen kannst.
Fühl’ Dich gedrückt!
Sandra
Ganz herzlichen Dank für diese nette und informativen Worte, liebe Sandra.
So geht es unglaublich vielen Mamas und sicherlich finden wir alle “unseren” Weg. Es ist nur manchmal so unglaublich schade, dass man sich entscheiden muss.
Ganz lieben Gruß
Sabrina
[…] ich alleinerziehend, wüsste ich wirklich nicht, wie ich es schaffen könnte”, stellt auch Sabrina vom Babykeks Blog fest, da sie sich mit der (Un)Vereinbarkeit von Schulkindern und Beruf beschäftigen muss, weil dieses Thema bei ihr aktuell wird. Die Eltern von heute haben weder Zeit […]
Hallöchen,
zufällig bin ich gerade in deinen Blog reingestolpert und dieser Beitrag hat mich echt sofort angesprochen.
Seit letztem Sommer haben wir auch ein Schulkind. Wir hatten das Glück und haben einen Betreuungsplatz bekommen. ABER!!! -es ist echt traurig, was da so abgeht. Die Mahlzeiten sind alles andere als ausgewogen und gesund, die Hausaufgabenbetreuung lässt schwer zu Wünschen übrig und jetzt zum Ende des Schuljahres haben sie wohl das 1. Bewegungsangebot endlich organisiert.
Mal von den Abholzeiten abgesehen (grausig, wenn man nicht mal selbst bestimmen kann, wann man sein Kind abholt), sehe ich wenig Sinnhaftigkeit, dies seinem Kind zuzumuten, wenn es irgendwie anders möglich ist.
Ich war beruflich auch darauf angewiesen, bin mittlerweile aber in den Nachtdienst gewechselt, sodass ich zur nächstmöglichen Frist unseren Platz kündigen werde. Das wird zwar einiges komplizierter machen, aber so gehts meinem Muttergewissen einfach besser.
Hallo Yvonne,
das ist echt schade und übel. Gut das Du einen Weg gefunden hast dieses Problem zu lösen, auch wenn er andere Probleme mit sich bringen wird. Ich drücke euch die Daumen, dass alles bald in guten, geregelten Bahnen laufen wird.
Alles Liebe
Sabrina
[…] meiner Evergreens auf dem Blog ist ja das Betreuungsthema. Nicht einfach, wenn man berufstätig ist. Wir haben Glück, dass Junior noch in den Kindergarten […]