Ach ja, was soll ich die Dinge schön reden… unser erster St.-Martins-Umzug ging total daneben. Mal davon abgesehen, dass ich am Vortag in JEDEM Geschäft der Stadt war, das potenziell Laternenstangen verkaufen könnte, fand ich die „Vorbereitung“ gar nicht so stressig, wie andere Mamis mir erzählt haben. Könnte natürlich auch daran liegen, dass ich erst am Vortag beschlossen hatte, trotz Geburtstages meines Söhnchens an einem teilzunehmen… Da ich übrigens keine Stange bekommen hatte und mir einige Male sehr unverschämte Sätze anhören musste, wie z.B.: „ Sie sind ja früh dran… da müssen Sie sich nicht wundern, wenn es keine mehr gibt!“ [Argghhgg, grrrrr!!!], habe ich beschlossen, kreativ zu sein und einfach eine eigene Stange zu basteln. Den Lampion mit einer „Batterie-Kerze“ hatte ich ja schließlich schon. Also habe ich in einem Geschäft einen Werbeballon mit weißer, dünner Stange mitgenommen, den Ballon kurzerhand entfernt und damit unseren Lampion ganz professionell am Kinderwagen befestigt. Klappte richtig gut – unglaublich!
Als alle Gäste ganz brav kurz vor siebzehn Uhr gegangen waren, packten wir uns alle in richtig dicke Kleidung ein und liefen Richtung Kirche, wo der Umzug beginnen sollte. Es war schon verdächtig leise und noch dazu stürmte es (wie die Meteorologen angekündigt hatten) ziemlich heftig. Tatsächlich fanden wir nicht ein Kind mit Lampion im näheren Umkreis der Kirche und beschlossen daher, mal zu schauen, ob sich vielleicht alle in der Kirche treffen. Wir hatten Glück und kamen genau richtig zur Aufführung des St.-Martins-Stückes. Die putzigen Kindergartenkinder standen verkleidet am Altar und spielten Martins’ heroischen Akt nach. Dazu wurde gesungen und sämtliche Angehörigen, die mit Kind und Kegel die Bänke besetzt hatten, knipsten Fotos und applaudierten freudig, als das Schauspiel zu Ende war. Dann wurde noch ein Lied gesungen und obgleich es recht laut war, musste ich feststellen, dass Babykeks friedlich schlummerte. Ich nahm mir vor, ihn sanft für den Umzug zu wecken, damit er sich die Laternen ansehen und den Liedern lauschen konnte.
Doch dann nahm das Schicksal seinen Lauf. Während sich die Kleinen aus ihren Kostümen schälten, wurden wir von der Leiterin des Kindergartens aufgeklärt, dass es in diesem Jahr keinen Umzug geben wird, weil es viel zu stürmisch draußen sei und sie keine brennenden oder kaputten Laternen riskieren möchte. Tja, dumm gelaufen! Stattdessen würden gleich alle Lichter in der Kirche ausgemacht werden und wir würden vier-fünf Runden um die Sitzbänke drehen.
Da mein Kleiner einen aufregenden (Geburts-)Tag hatte, beschlossen wir jedoch, wieder die Heimreise anzutreten, um ihn schlafen zu lassen und liefen mit festmontierter, leuchtender Laterne wieder zurück. Kaum waren wir zu Hause angekommen, ist Babykeks natürlich wieder aufgewacht und bestaunte seine Laterne.
Auf dem Rückweg kamen wir übrigens an einem Geschäft vorbei, das doch tatsächlich noch Lampion-Stangen mit kleinem Lichtchen dran nachgeliefert bekam. Ich beschloss, für nächstes Jahr eine mitzunehmen und freute mich total. Besser spät als nie!
P.S.: Leider hat unsere Laterne den St.-Martins-Tag nicht überlebt. Erst der starke Wind und dann die unbändige Begeisterung unseres Söhnchens waren einfach zu viel für sie. Also muss ich dran denken, dass ich nächstes Jahr entweder eine bastle oder eben früh genug shoppen gehe 😉