Am Geburtstag meines Sohnes wurde ich häufig gefragt, wie ich mich denn jetzt fühle. Ganz ehrlich: Ich finde derartige Fragen einfach nur überflüssig. Dieselbe Frage bekommt man auch an jedem Geburtstag gestellt und was antwortet man darauf? Genau: „Wie immer!“ Dass man den Stress, der die Vorbereitung mit sich bringt gar nicht erst erwähnt, wird erwartet. Natürlich meinen die Frager das nicht böse und möchten einfach nur Anteil nehmen an der (positiven) Veränderung, aber in diesem Jahr hat mich das alles zum Nachdenken gebracht.
Mein Leben hat sich komplett verändert, seit ich Babykeks geboren habe. Sehr viel zum Guten, aber auf so manche Veränderungen hätte ich auch gut und gerne verzichten können. Körperlich geht es mir sehr gut. Dass ich Mama bin, sieht man mir absolut nicht an, worüber ich sehr glücklich bin, denn Viele leiden noch immer an einigen Nachwirkungen der Schwangerschaft… Babykeks gehört so selbstverständlich zu meinem Leben, dass es mir tatsächlich schwer fällt, zu überlegen, wie mein Leben heute ohne ihn aussehen würde.
Ich bin zufrieden und glücklich! Ich habe einen festen und starken Anker im Leben gefunden: Meinen Mann und meinen Sohn. Ich habe einen festen Platz gefunden, an dem ich mich wohlfühle und den ich gegen nichts mehr eintauschen würde.
Natürlich sind einige „Freundschafen“ auf der Strecke geblieben, weil kein Verständnis für mangelnde Motivation in Bezug auf Kneipentouren etc. unsererseits aufzubringen war (enttäuschend, jedoch in Ordnung, denn auf solche Freunde verzichte ich gerne). Aber dafür sind neue Menschen in unser Leben getreten, die man durch den Schwangerschaftsvorbereitungskurs oder die Krabbelgruppe kennengelernt hat. Gemeinsamkeiten verbinden eben sehr stark.
Beruflich gesehen hat sich meine Mutterschaft auch positiv ausgewirkt. Zwar arbeite ich nur noch ca. 40% meines damaligen Pensums, aber die Eltern meiner Schüler respektieren mich nun noch mehr, da ich ebenfalls Mutter bin und sie dadurch das Gefühl haben, ihre Kinder in noch erfahreneren Händen zu wissen.
Irgendwie scheint sich der gesamte Schwerpunkt meines Lebens verlagert zu haben – und das ist gut so! Ich bin besonnener geworden und trage gerne die Verantwortung für mein Kind. Es macht mir Spaß, mich zu informieren, was gut für ihn ist und vor was ich ihn schützen muss. Ich liebe es, ihm dabei zuzusehen, wie er jeden Tag mehr lernt und stetig mehr mit uns kommunizieren kann. Ich sehe das Verstehen in seinen Augen und wie glücklich es ihn macht, wenn wir ihm zeigen, wie lieb wir ihn haben.
Häufig fühle ich mich ausgepowert nach einem „normalen“ Tag. Das frühe Aufstehen, das ununterbrochene Aufpassen, wenn er spielt, die täglichen Dinge, wie Wickeln, Waschen, Essenzubereitung und Füttern. Das alles fordert natürlich seinen Tribut und manchmal wünschte ich, ich könnte ihn einfach mal zur Oma bringen und mich mit einem guten Buch irgendwo hinlümmeln und so „frei“ sein wie früher. Aber wenn ich das dann in die Tat umsetze, werde ich nach spätestens zwei Stunden hibbelig, weil Babykeks mir so sehr fehlt und ich befürchte etwas zu verpassen. Ich glaube, dies ist die beste Erklärung dafür, dass ich gerne Mutter bin, denn ohne es zu merken, habe ich Vieles von mir ganz freiwillig aufgegeben. Das ist nichts Schlimmes. Ich weiß, dass ich all die Dinge von damals tun könnte, wenn ich wirklich wollte. Aber im Moment möchte ich nichts lieber, als mit meinem Sohn und meinem Mann diese aufregende Zeit zu genießen, denn mir ist klar, dass sie sehr bald vorbei sein wird und ich mich nach dieser Zeit zurücksehnen werde, wenn ich all die anderen Dinge wieder tun kann, weil mein kleines Baby plötzlich alt genug ist, um auch mal ganz allein sein zu wollen.
Also halte ich mir vor Augen, wie bald sich alles wieder ändern wird, wenn es mal wieder einen erschöpfenden Tag in unserem Leben gegeben hat, und das lässt mich positiv und mit Freude dem nächsten Tag entgegensehen. Es war die richtige Entscheidung für mich, Mutter zu werden, denn so viel Vertrauen und Liebe scheint es nur zwischen Eltern und Kind zu geben.
Wie habe ich mich also gefühlt als mein Kind ein Jahr alt wurde? „Geliebt!“