Schmerzen bei Kindern ist meiner Meinung nach ein sehr schwieriges Thema. Sind sie noch Babys oder Kleinkinder und ist es extrem schwer tatsächliche Schmerzen zu lokalisieren, da sie noch nicht im Stande sind, sich verbal zu äußern, am Ende ist es stets der Kinderarzt, der durch ausschließende Untersuchungen eine Schmerzlokalisierung durchführen kann.
Im voranschreitenden Kindergartenalter wird dieses Thema „einfacher“. Das Kind kann fast alle Körperteile mittlerweile benennen und weiß die Bedeutung von Schmerz, Jucken, Brennen etc. und kann diese (in den meisten Fällen) auch schon sicher unterscheiden.
Dennoch sind wir Großen gerade mit der Gabe von Schmerzmitteln sehr vorsichtig bzw. zurückhaltend. Wir Eltern kennen unsere Kinder gut und wir können beurteilen, ob sie überdramatisieren, lügen oder tatsächlich Schmerzen empfinden.
Wie bei uns Erwachsenen sind die gängigen Schmerzmittel für Kinder die Wirkstoffe Ibuprofen und Paracetamol. Beide Präparate haben, wie alle chemisch zusammengesetzten Medikamente, auch Nebenwirkungen. So stehen wir Eltern oft vor der Entscheidung, ob beispielsweise ein kühler Waschlappen und ein abgedunkeltes Zimmer besser für den kleinen Kopfschmerz geplagten Körper sind oder wir doch eher zum Medikament greifen.
Gut ist, dass ein normales, gesundes (Kindergarten-)Kind in der Regel sehr selten Kopfschmerzen oder andere Unpässlichkeiten ertragen muss. Da haben es wir Großen mit all unserem täglichen Stress, Fehl- und Schonhaltungen oder gar sogar bereits chronischen Krankheiten deutlich schwerer.
Gerade kürzlich jedoch war ich wahrhaftig geschockt, wie intensiv sich jedoch ein zu Anfang harmloser Schmerz bei meinem Sohn entwickelt hat.
Babykeks klagt leider öfters über Beinschmerzen. Zwar erkennt die Schulmedizin die gängige Elternantwort „Wachstumsschmerz“ nicht an, da es diesen nicht geben soll, allerdings kann sie auch keine zufriedenstellende Diagnose über die Herkunft und Behandlung dieses „Phänomens“ abgeben.
Bereits am Morgen erwähnte Keksilein besagte Beinschmerzen, doch sie schienen ihn nicht sehr zu stören, was ich an seinem Spiel- und auch Essverhalten festmachen konnte. Seine Klage wurde von mir bereits am Mittag vergessen und erst am frühen Abend kam er nochmals damit auf mich zu.
Innerhalb von 30 Minuten steigerten sich die Beinschmerzen derart, dass aus seinem anfänglichen „Ankuscheln“ ein heftiges Beschweren mit Verlangen nach einem Kühl-Akku wurde. Ich massierte zusätzlich seine Beine, was ihm sonst meistens Linderung verschafft und versuchte, ihn abzulenken.
Ganz plötzlich schlug sein Verhalten jedoch auf beunruhigende Weise um. Die ersten Tränen kullerten, er begann sich unter meinen Berührungen zu winden. Dies steigerte sich derart, dass er richtig heftig schluchzte und sich schließlich sogar mehrmals übergab.
Nachdem er erbrochen hatte und noch immer kaum zu beruhigen war, sich sogar mit den Fäusten auf die Knie schlug, wusste ich mir nicht mehr zu helfen, als den Schmerzsaft aus dem Apothekerschrank zu holen.
Er nahm die Medizin ohne Gegenwehr, was sehr selten vorkommt. Nach langen Minuten besserte sich sein Befinden und man konnte ihm regelrecht ansehen, wie sich sein kleiner Körper entspannte und er auch wieder Lust hatte, zu spielen.
Ich war sehr erleichtert und wunderte mich, warum ich dennoch den Hauch eines schlechten Gewissens empfand. Es war nicht so, dass ich dachte, zu lange gewartet zu haben, sondern vielmehr ihm überhaupt ein Schmerzmittel verabreicht haben zu müssen. Warum auch immer – ich kann Kinder und Schmerzmittel noch immer nicht in Einklang bringen und das, obwohl es in diesem Fall natürlich die absolut beste und richtige Entscheidung gewesen war.
Abschließend möchte ich noch erwähnen, dass ich sehr froh bin, dass die Pharma-Industrie endlich das Dosierungs-Problem in Angriff genommen hat. Anstelle der sehr ungenauen „Löffel-Portion-Empfehlungen“ findet man heute in jedem gutem Kindermedikament eine genaue Dosierungshilfe und vermeidet so die unglaublich häufigen Dosierungsfehler, die in der Vergangenheit weltweit unbeabsichtigt geschehen sind.
Ich hoffe, ihr müsst euren lieben Kleinen genauso selten wie ich Schmerzmittel verabreichen und wünsche euch aus ganzem Herzen Gesundheit.
Wir gehen recht inflationär mit einem weitgehend Nebenwirkungsfreien Schmerzmittel um: Kühlkissen darf sich Zoe bei fast jedem kleinen Aua aus dem Eisschrank holen und es hilft auch fast immer, selbst wenn es das medizinisch gesehen gar nicht dürfte. Bei leichten Erkältungen gibt es einen (Tee-)Löffel Honig, an dessen Antibakterielle Wirkung ich unvermindert glaube.
Hat sie doch mal stärkere Schmerzen und das Kühlkissen hilft nicht, dann kommt der besagte Saft zum Einsatz, aber das ist wirklich selten. Alternativ hilft die Frage, ob wir zum Kinderarzt oder Krankenhaus fahren wollen, eigentlich immer. Ist es schlimm genug, antwortet sie mit “Ja”, sonst hat sie keine Lust.
Bei Bea ist die Sache dagegen schwieriger, sie kann nicht mal auf das schmerzende Körperteil zeigen, ist aber auch extrem schmerzunempfindlich.
Hallo Sebastian,
“Kühlkissen” sind bei uns auch ein kleines Wunderheilmittel und zudem im unterem Kühlschrank-Türfach, damit Babykeks schnell auch mal alleine herankommt. Die Kinderarzt-Frage hat bei unserem Sohn leider nicht lange den gewünschten Effekt erzielt, denn der Arzt schenkt immer so tolle Sachen, dass er mittlerweile sogar freiwillig hin möchte. Aber in meinen nunmehr vier Jahren als Mutter kann ich in mind. 90% der Fälle abschätzen ob ein Profi ran muss – du als Papa kennst das ja 🙂
Die Situation bei Bea ist natürlich knifflig. Da sie ja in ihrer Wohngruppe (& natürlich bei euch zu Hause) in guten Händen ist, hoffe ich, dass ihr immer schnell und effektiv geholfen werden kann.
Vielen Dank, für den kleine Einblick in Sachen Schmerz & Kind aus deinem Erfahrungsrepertoire.
Lieben Gruß
Sabrina