Noch vor Babykeks‘ Geburt haben mein Liebster und ich damals beschlossen, eine Zusatzversicherung für mich abzuschließen, für den Fall einer stationären Behandlung. Diese Versicherung griff natürlich bei beiden Geburten.
Nur dass ich mir das mit dem „Privat-Patient-sein“ mal so ganz anders vorgestellt hatte.
Bei Babykeks war es ein Desaster schlechthin. Es war kein Familienzimmer frei und trotz ernstzunehmender Komplikationen nach der Geburt entließ ich mich am dritten Tag selbst, denn ich hielt es einfach nicht mehr aus. Keiner kümmerte sich um mich und Keksilein, wir wurden vergessen bei der Essensausgabe, und von dem Umstand, dass Babykeks sogar fallengelassen wurde (beim Wickeln) und die gesamte Wöchnerinnenstation im Ausnahmezustand war, möchte ich nicht näher berichten.
Bei meinem Babykrümel war das ein wenig anders. Wir hatten großes Glück und bekamen ein Familienzimmer und auch jede der drei Mahlzeiten am Tag. Die Schwestern waren nett und hilfsbereit und im Allgemeinen war die Situation sehr entspannt. Wenn da nicht die Sache mit den Ärzten gewesen wäre…
Am Tag der Geburt meines zweiten Söhnchens kam am Nachmittag die Oberärztin, die mit entbunden hatte und besprach nochmals kurz den Verlauf und die Maßnahmen gegen die Komplikationen mit mir, danach sah ich die nächsten vier Tage keinen Arzt mehr…
Zwar kamen ständig Schwestern, die mir „auf Anweisung eines Arztes“ Schmerzmittel, Inhalation, Hustenlöser etc. verabreichten und mir immer wieder versicherten, dass ich das trotz des Stillens einnehmen darf, aber eben kein Arzt.
Ich bettelte volle drei Tage um einen Konsil zu einem HNO-Arzt, wurde aber stets vertröstet, dass dieser wegen des Feiertages und Wochenendes nicht im Haus wäre und sofort käme, wenn er zurück sei.
Die Assistenzärzte, die mein Mann auf dem Flur „abfing“, blickten nur ängstlich drein und sagten, dass sie mich nicht behandeln dürften, weil ich Privatpatientin sei und versicherten, dass die Chefärztin ganz sicher bald zur Visite käme.
Am Tag meiner geplanten Entlassung quälte ich mich ins Untersuchungszimmer, wo eine Assistenzärztin in meine Patientenkurve blickte, um mich dann um Geduld zu bitten, bis die Oberärztin käme. Tatsächlich kam dann endlich eine Ärztin, die scheinbar die Lizenz zum Privatpatientenbehandeln hatte und studierte immer grimmiger werdend meine Karte.
Nachdem sie ihre Untersuchungen an mir abgeschlossen hatte, schüttelte sie mitleidig den Kopf und entschied, dass ich ganz sicher nicht nach Hause gehen dürfte in meinem angeschlagenen Zustand. Auf die Frage, warum sich denn noch kein Arzt um mich gekümmert hätte, schluckte ich aufkommende Tränen herunter und ließ meiner Wut freien Lauf.
Man glaubt kaum, wie rasch dann plötzlich Ärzte bei mir waren, die sich um mich und meine noch immer stark lädierte Gesundheit kümmerten. Zu einem HNO-Konsil kam es jedoch tatsächlich nicht mehr, da es wirklich keinen HNO-Arzt im gesamten Krankenhaus gab (??!?!!??) , und so mussten sie mich zwei Tage später dann doch entlassen, mit der Auflage, einen HNO-Spezialisten aufzusuchen, damit meine mittlerweile drei Wochen andauernde Misere nicht chronisch werden würde.
Tja, da frage ich mich im Nachhinein, was diese Versicherung mir gebracht hat, außer der Erkenntnis, dass Assistenzärzte fliehen, wenn sie mich sehen und weder Ober- noch Chefärzte genügend Zeit für eine simple Visite in ihrem Tagesablauf finden.
Wahrscheinlich hätte ich mir die komplette Woche extra Krankenhausaufenthalt sparen können, wenn schon am ersten Tag nach der Entbindung ein Arzt bei mir gewesen wäre, der den HNO, der zu diesem Zeitpunkt noch da war, angefordert hätte.
Das ist eine bittere Pille, die ich da schlucken musste, und ich trauere dem Umstand hinterher, dass ich bis heute (Babykrümel ist schon 2 Wochen alt) noch nicht den Duft meines Babys einatmen konnte, weil ich nach wie vor keinen Geruchs- und Geschmackssinn habe.
Die schöne erste Kuschel- und Kennenlernzeit zwischen uns wird nach wie vor getrübt von meinen Krankheitsbeschwerden und das macht mich wirklich traurig.
Ich versuche, das Beste daraus zu machen und die Schuld nicht einzig und allein an der nicht da gewesenen ärztlichen Unterstützung fest zu machen, aber es ist schon bedenklich, dass ein riesen Aufwand wegen meiner Komplikationen gemacht wurde, und sobald diese „abgewendet“ waren, ich scheinbar vergessen wurde.
Fazit: Ob diese Zusatzversicherung so das Wahre ist, bleibt absolut offen. Aber vielleicht ist es ja nur im Geburtssektor so und auf anderen Stationen würde es sich eher lohnen. Hoffen wir, dass ich das nicht herausfinden muss…